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13 April

01.04.13  

Ich weiß, heute machen viele Leute April-Scherze. Ich mache keine. Das Drehbuch für "MONA-LISA WEINT" ist noch nicht fertig. Ich weiß, nach all den Jahren, wie wichtig das Ende eines Films ist. Mein schlechtestes Ende von allen meinen Filmen ist, denke ich heute, das Ende von "BERLIN CHAMISSOPLATZ". Aber noch schlimmer sind die Enden bei vielen Filmen, die schon längst zu Ende sind, und trotzdem immer noch weiter gehen. Ein richtiges und daher gutes Filmende muss sich aus dem Verlauf der Erzählung quasi von selbst ergeben. Der Autor, der vorher erzählen konnte, was er wollte, hat da keine Wahl und ist, selbst wenn er denkt, er wäre es, nicht mehr frei.

Bei mir im Garten bereitet sich ein Krokus auf den Frühling vor. Ich bin fasziniert von der Tatsache, dass der Schnee in der Umgebung der Pflanze geschmolzen ist. Können Krokusse beim Wachsen so viel Wärme entwickeln!
Ich hoffe, dass ich beim Drehbuchschreiben etwas Vergleichbares herstellen kann.

Das Entenpärchen auf dem Dorfteich ist wieder da und macht mir Mut zum Schreiben. Ich komme bis Szene 117. Danach steige ich auf's Fahrrad und fahre 9 Kilometer.

Das Osterfeuer in meinem Dorf hat offensichtlich nicht stattgefunden.

Und auch im Nachbardorf nicht. Normalerweise finden die Osterfeuer hier sogar bei Regen statt.

02.04.13   Aus Kairo ein neuer Text von Sandmonkey (LINK) zur ägyptischen Situation, der mit einer tollen Geschichte über ein gestohlenes Auto in Kairo beginnt.
Das Drehbuch zu "MONA-LISA SCHLÄFT" ist fertig. Ich bin wieder ein freier Mensch. Aus Freude fahre ich mit dem Fahrrad nach Dahme (12 Kilometer) und sehe auf einem schneebedeckten Acker vier Rehe stehen. Ich halte an und will ein Foto von ihnen machen, aber die Rehe denken, mein Fotoapparat sei ein Gewehr und rennen in den Wald.

03.04.13   Auch heute wieder 12 Kilometer mit dem Fahhrad nach Dahme. Mein Fahrradhändler hat einiges zu reparieren.

04.04.13   Heute 18 Kilometer Fahrradtour zum Körbaer See. Das Wasser ist glasklar. Ich konnte der Versuchung, darin zu schwimmen, widerstehen.
05.04.13   Heute habe ich meinen Fahrradfahrrekord vom letzten Jahr (am 28. 4. 2012) eingestellt: 24 Kilometer. In ein Dorf wo ich noch nie vorher war.

Jedesmal, wenn ich hier vorbeikomme, frage ich mich wer hier wohl wohnt. Es sieht aus wie eine Kleingartenhütte, ist aber ganzjährig bewohnt.

Am Straßenrand entdecke ich diese Blüten, habe aber keine Ahnung, wie die Pflanze heißt.

Ich habe eine Schwäche für verfallende Häuser, weil ich mir immer dabei vorstelle, was sich da früher mal abgespielt hat: mit Sicherheit etwas am Rande der Gesellschaft.

Der Radweg zum Körbaer See.

Frisch gefällte und zersägte Kiefern haben einen unglaublichen Geruch. Mindestens so stark wie Marihuana.

Wer mit dem Auto zum Körbaer See fährt, muss hier Parkgebühren bezahlen.

Ich bin an meinem Zielpunkt angekommen. Das Dorf heißt Lebusa. Ein Rittergut, das auch heute noch von einer Adelsfamilie bewohnt wird (haben mir freundliche Passanten erzählt) und 1727 erbaut wurde.

Die zum Rittergut gehörende Kirche von Lebusa. In ihr ist eine restaurierte Silbermann-Orgel. Im Sommer finden da regelmäßig Orgelkonzerte statt. Vielleicht fahre ich da in diesem Sommer wirklich mal hin. Allerdings nicht mit dem Fahrrad.
06.04.13  

Spaghetti alio e olio kann ich kochen. Heute habe ich mal was anderes ausprobiert: Spaghetti bolognese.

Das Resultat war nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Vielleicht schmecken sie morgen besser?
Danach 12 Kilometer Fahrradfahren bei gerade mal 2 Grad plus.

Ich habe noch 7 Tage hier, dann muss ich wieder nach Berlin. Ich hoffe nur, dass ich den Frühling hier nicht verpasse, denn dann explodiert hier die Natur.

07.04.13  
Mein Schlafzimmerfenster heute morgen. Aber kurze Zeit später kommt die richtige Frühlingssonne. Ich fahre nicht Fahrrad, sondern fange an, im Hof und in der Scheune aufzuräumen. Die Pumpe meines Gartenbrunnens funktionier nicht mehr. Da leuchtet eine rote Diode, neben der steht "failure". Ich stelle einen Heizlüfter vor sie hin und hoffe, dass da im Inneren nur etwas eingefroren ist.

Wäschetrocknen.

Feuermachen. Dabei fällt mir ein, Mona-Lisa könnte, nachden Leonardo gestorben ist, auch noch mal ein Feuer machen.

Sich über die aufgeblühten Krokusse freuen.
Ich jauchze!!! Nach drei Stunden Heizlüftergebläse funktioniert die Pumpe des Gartenbrunnens wieder. Jetzt könnte ich den Gartenteich leerpumpen und danach wieder auffüllen. Denn siebzigtausend Liter Wasser aus der regulären Wasserleitung könnte ich nicht bezahlen. Und die Reparaturkosten für das Instandsetzen der Pumpe (mindestens 100 Euro) habe ich auch gespart. Wenn mein Sohn Nicolai hier wäre, hätte der vermutlich das auch gemacht. Gott sei Dank funktioniere ich hier auf dem Bauernhof noch ohne ihn.
Gestern wurde schon wieder eine Dorfbewohnerin hier beerdigt. Zwei Beerdigungen innerhalb von zwei Wochen. Das ist viel für ein Dorf mit hundert Einwohnern. Sollte ich einmal sterben (was ja unvermeidlich ist), will ich nicht in Berlin, sondern hier beerdigt werden. Und die Grabrede, die eigentlich mein ältester Freund in Berlin, Alexander Malkowsky, hätte halten sollen (aber der ist schon im letzten Jahr gestorben), soll mein zweitältester Berliner Freund, Karlheinz Oplustil, halten. Der kennt mich besser als ich mich selbst, und da er von Beruf Richter war, findet er bestimmt die richtigen Worte über mich und ich werde mich im Jenseits - oder im Paradies - über das freuen, was er über mich sagt.

Die Schneeglöckchen im Schutz dies Schuppens sind jetzt auch endlich voll aufgeblüht.

Ich kann einfach nicht aufhören zu arbeitem. Jetzt steht auch die Bank vor meinem Hauseingang wieder da, wo sie immer war. Den blauen Topf, in dem ein Wilder Wein gewachsen ist und den die Bauarbeiter mit ihren Riesenmaschinen im Februar kaputt gemacht haben, habe ich ausgetauscht. Sollte das Wetter morgen nochmal so schön werden wie heute, kann ich vielleicht mit dem Rasentraktor im Garten das Laub aufsammeln. Das geht nur, wenn es richtig trocken ist.
08.04.13  
Auch heute setze ich die Arbeit im Garten fort. Ohne Fahrradfahren.
Die Filmförderungsanstalt hat eine Liste des Deutschen Filminstituts (LINK) veröffentlicht mit den 100 wichtigsten deutschen Filmen. Die Digitalisierung jedes dieser Filme kann automatisch gefördert werden. Kein einziger Film von mir ist dabei. Das macht mich traurig.

Gestern haben nur die gelben Krokusse geblüht. Heute auch die violetten Krokusse. Normalerweise blühen die mit einer Woche Verzögerung. Auch die abgefallenen Blätter habe ich inzwischen zusammengekehrt und auf den Kompost geschafft. Ich könnte mindestens fünf Leute gebrauchen, die mir bei der Gartenarbeit helfen. Auch den Gartenteich könnte ich jetzt leerpumpen und saubermachen - so wie Cornelius Schwalm und Hannah Herzsprung das in "PINK" machen. Das Wasser im Teich hat eine Temperatur von 4 Grad.
Vor drei Jahren wäre ich beim Saubermachen des Teichs (LINK) fast ersoffen. Ich werde das nie vergessen. So schnell werden mich meine Feinde in der deutschen Filmwelt nicht los. Ich denke, wenn ich einmal im Himmel bin, wird das Deutsche Filminstitut eine neue Umfrage machen und da sind dann mindestens "ROTE SONNE" und "BERLIN CHAMISSOPLATZ" auf der Liste der 100 besten deutschen Filme. Aber vielleicht komme ich gar nicht in den Himmel, sondern in die Hölle, weil ich dreimal geheiratet habe und mich dann wieder habe scheiden lassen. Mein Vater immerhin hat mich nach der ersten Scheidung enterbt.
09.04.13   Aus Ägypten: Sandmonkey (LINK) macht dem "lieben Präsidenten" den Vorschlag, ein Referendum darüber abhalten zu lassen, ob alle christlichen Kirchen zerstört und die Christen aus Ägypten verjagt werden sollen. Er sei sich sicher, dass an den Wahlurnen dafür eine Mehrheit zustande käme.
Der Höhepunkt von Bassem Youssefs Satire-Show (LINK) am letzten Freitag kann jetzt mit englischen Untertiteln gesehen werden. Nachdem er eine Woche vorher wegen Verächtlichmachung des Islam und des Präsidenten vor einem Gericht erscheinen musste. Es ist ein patriotisches Lied aus der Nasser-Zeit, das damals nahezu täglich im Fernsehen zu sehen war.Hier ist das Original (LINK) zu sehen.

Der Sonnenaufgang heute morgen im Dorfteich.

Auf dem Dorfteich heute Nachmittag…

…zum ersten Mal ein Schwan. Ein Todesbote? Meine beiden Knie tun weh. Ich habe zu viel gearbeitet und bin nicht Rad gefahren.
10.04.13   Der allerneueste Film von Hong Sang-soo heißt "Our Sun-Hee" (LINK). Er könnte im Mai in Cannes laufen. Ich bin endlich wieder Rad gefahren. Ein bisschen vorsichtig (8 km) wegen meiner Knie und wegen des starken Ostwinds.

Die Oleanderbüsche stehen endlich wieder draußen im Innenhof.

Auch ein paar Primeln habe ich heute gekauft, damit es bunter aussieht. Laut Wettervorhersage hätte es heute regnen müssen. Von Regen keine Spur, am Himmel sind nur Wolken.
11.04.13  


Es regnet und regnet. 8 Grad.

Die Tulpen, die ich mit Cornelius Schwalm für die Dreharbeiten von "PINK"am 28. Oktober 2007 (LINK) gepflanzt habe, wachsen noch immer und wollen bald blühen.

12.04.13   Gestern Abend entdecke ich, dass meine Espadrilles ein Riesenloch haben. Naja, alles ist eben vergänglich.

Heute regnet es schon wieder. Ich schaue im Garten nach, wie weit der Frühling schon vorangekommen ist.

Diese Osterglocken sind fast blühbereit. Sie warten nur noch auf die richtige Frühlingssonne, die ja am Sonntag kommen soll.

Kirschknospen.

Fliederknospen. Seit heute morgen um 8 Uhr warte ich auch den Jauchefahrer.

Endlich ist er da. Nach 3 Stunden ist die Grube leer und ich kann wieder unbesorgt waschen, abwaschen, duschen und noch so einiges tun. Einmal in all den 23 Jahren war sie so voll, dass Teile davon in meinen Keller gelaufen sind.

Am Abend aus Ägypten. Ein Graffito an der Mohamed Mahmud Street, das ständig weiterentwickelt wird.
13.04.13  
Die pinkfarbige Gießkanne habe ich heute im Supermarkt entdeckt und konnte nicht widerstehen. Jetzt bin ich ausgerüstet für einen langen heißen Sommer.
In Ägypten hat heute Morgen der neue Prozess gegen Mubarak begonnen, Mubarak wurde mit dem Hubschrauber eingeflogen, aber der Richter hat ihn nur eröffnet und ist gleich danach zurückgetreten.
14.04.13   Von der vorausgesagten Super-Sonne keine Spur. Bewölkt, aber kein Wind wie gestern. Deshalb fahre ich wieder mal 12 Kilometer mit dem Fahrrad, bevor ich nach Berlin fahre.

Diese Hängegeranien habe ich noch schnell eingetopft und auch gleich die neue Gießkanne eingesetzt. Kleine Freuden beim täglichen Leben.
Der neue Roman von Haruki Murakami (LINK) ist in Japan am Freitag erschienen. Er heißt "Colourless Tsukuru Tazaki and His Years of Pilgrimage".
15.04.13   Den ganzen Vormittag Telefonate und Emails. Mein Lieblingsrestaurant zum Mittagessen am Marheineckeplatz hat den Namen, den Besitzer und die Preise gewechselt.

Statt "Locus" heißt es jetzt "Italo".

Der U-Bahnhof Mehringdamm würde zwei Jahre lang umgebaut. Jetzt ist er fertig.

Ein Graffito an einer Friedhofsmauer.
16.04.13  


Flughafen Tegel um 22 Uhr. Alle Geschäfte sind geschlossen.

Werbung für eine Fluggesellschaft.

In meinem Hausflur ist das Treppenhaus nach außen jetzt offen. Ich nehme an, das soll einmal der Ein-und Ausgang zum Lift werden.

Auch in der Fidicinstraße ist seit gestern eine neue Absperrung da. Bis Februar 2014. Ich vermute, auch da sollen die Dachgeschosse ausgebaut werden.

Diese Kunstkuh in der Marheineckehalle heisst Elsa. So wie meine Mutter.

17.04.13   Meine Freundin packt am Morgen ihren Koffer, weil sie mit dem Zug nach Köln fahren muss. Ich erledige das, was ich jedes Vierteljahr machen muss, nämlich die Buchhaltung für Moana und Thome. Da ich mittlerweile extrem sparsam lebe, geht das jetzt ziemlich schnell und ich bin damit fertig, als wir losfahren müssen zum Hauptbahnhof.

Die Hinfahrt ist einfach. Die Rückfahrt dauert doppelt so lang, weil das Zentrum von Berlin für mich wie eine Reise durch den Dschungel ist. Überall Baustellen und unglaubliche Gebäude, die ich noch nie gesehen habe. Ich würde gerne Fotos machen, aber nirgendwo gibt es Parkplätze und lange Laufen kann ich nicht mehr wegen meiner Knie. Vielleicht mache ich mal eine Fahrradtour. Als ich fünfzehn war bin ich mit meinem Bruder und zwei Freunden mit dem Fahrrad nach Paris gefahren. Am ersten Tag in Paris habe ich alles, was in Paris sehenswert war, gesehen und davon ein Foto gemacht. So wie das heute Japaner und Chinesen auf einer Europareise machen. Ich nehme mir vor, diese inzwischen historischen Negative einmal einzuscannen.

Am Nachmittag lädt mich Cornelius Schwalm, der den Leonardo in "MONA-LISA WEINT" spielen soll, zum Mittagessen im neuen Italo-Restaurant ein. Er fragt mich, ob er sich älter machen soll. Er könne ja auch seine noch verbliebenen Haare für den Film abschneiden. Ich denke eher nicht, ein bisschen Haare ist besser als keine Haare. Er findet, dass das Drehbuch eine totale Komödie ist und ich stimme ihm da zu. Wir reden drei Stunden darüber, wie wir das am Besten hinkriegen, wenn wir den Film drehen. Das Essen schmeckt gut und der Wein, ein Primitivo aus Apulien (da wo ich "INS BLAUE" gedreht habe), auch.

Am Ende unseres Gesprächs habe ich das Gefühl, wieder ein Filmregisseur zu sein, und ich will "MONA-LISA WEINT" - das Drehbuch ist schon wieder ganz weit weg von mir - so bald es geht, drehen. Was ich jetzt brauche, außer Geld, ist eine junge Schauspierlerin, die Mona-Lisa spielen könnte. Wir beide sind der Meinung, dass das eine Traumrolle ist.
Als ich nach Hause komme, begegnet mir der Architekt der Umbauarbeiten und er erklärt mir sanft, dass in 14 Tagen das gesamte untere Treppenhaus abgerissen wird und dass ich dann nur über eine Außenleiter in meine Wohnung kommen kann. Hoffentlich bin ich da dann in Kairo.
18.04.13   Der neueste Film von Hong Sang-soo "Our Sun-Hee" (LINK) läuft nicht im offiziellen Cannes-Filmfestival (LINK). Weder im Wettbewerb noch in Un certain regard. Vermutlich sind die Herrschaften dort nicht glücklich darüber, dass sein vorletzter Film "Nobody’s Daughter Hae-won" im Wettbewerb der Berlinale zu sehen war. Dass der Film schlecht ist, kann ich mir nicht vorstellen, denn ein guter Regisseur kann keine schlechten Filme machen. Das haben die Regisseure der Nouvelle Vague vor 50 Jahren gesagt. Denn was sie auch immer machen, kann zwar mehr oder weniger gelungen sein, aber es ist immer Kino. Richtiges Kino, wo es nicht um Botschaften oder überhaupt um Themen geht, sondern nur um die Art des Erzählens.

Um nicht aus der Übung zu kommen, mache ich bei 26 Grad mit meinem heißgeliebten Klapprad eine 6km-Runde durch die Hasenheide.
19.04.13  

Ich habe leider fast den ganzen Tag die Nachrichten über den Polizeieinsatz in Boston über ägyptische Twitterer verfolgt, mich aber dann am Nachmittag mit Martin Koerber von der Stiftung Deutche Kinemathek unterhalten und ihm versichert, dass alle meine Filmnegative seit 1992 im Bundesarchiv hinterlegt sind. Die Filme werden also auch in hundert Jahren noch - zumindest für künftige Filmhistoriker - gesehen werden können. Er ist an allem nur denkbaren Begleitmaterial - Fotos, Plakate, Pressehefte - interessiert. Ich sage, dass ich all diese Dinge besitze und noch viel viel mehr, aber nicht bereit bin, sie umsonst aus der Hand zu geben. Schließlich habe ich alles aufbewahrt, um vielleicht ein paar Jahre vom Verkauf leben zu können. Martin Koerber sagt, dass er kein Geld dafür hat.
Ich sehe mich schon auf einem Flohmarkt herumstehen mit all diesen Dingen, um z. B. das "ROTE SONNE"-Plakat für 50 Euro unter die Leute zu bringen. Vor zwanzig Jahren habe ich in einer Filmbuchhandlung in Paris Bücher gekauft, und beim Bezahlen mit der Kreditkarte hat der Inhaber meinen Namen gesehen und mich gebeten, auf ein paar französische Plakate meiner Filme ein Autogramm zu schreiben. Ich habe ihn gefragt, wie teuer die Plakate bei ihm sind. Ich glaube, es waren umgerechnet in Euro so etwa fünfundzwanzig. Meine ca. 200 Filmkopien kann ich natürlich nicht auf einem Flohmarkt verkaufen.
Ich brauche ein Filmarchiv, das meine Lebensleistung als deutscher Filmregisseur aufbewahren will und das auch bezahlen kann. Umsonst mache ich das nicht, mit 10.000 Euro auch nicht. Ich müsste vom Verkauf mindestens noch 10 Jahre nach Beendigung meiner Filmdreh-Karriere leben können. Im nächsten Jahr werde ich fünfundsiebzig und es scheint Filmmuseen zu geben, die alle meine Filme zeigen wollen. Ich hoffe, dass sich dann Interessenten finden werden.
Wenn nicht, mache ich auf meinem Bauernhof ein sehr großes Feuer. Ich habe damit Erfahrung.

20.04.13   Ich hole meine Freundin am Hauptbahnhof vom Zug ab. Weil ich mich verfahre, muss ich bei der Hinfahrt zweimal durch den Tunnel. Trotzdem bin ich rechtzeitig am unterirdischen Gleis 2. Da aber steht, dass der ICE vorraussichtlich 30 Minuten Verspätung hat. Ich habe also sehr viel Zeit.

Mir gefällt diese Werbung.

Mir gefällt auch dieses merkwürdige Kunstwerk.

Hinter den beiden Bullaugen sind Reste des ehemaligen Lehrter Bahnhof ausgestellt.
Dann kam der Zug mit 40 Minuten Verspätung und er kam auch nicht auf Gleis 2, sondern auf Gleis 4. Bei der Bahn muss man immer auf alles gefasst sein. Die Ansage, die das vermutlich ein paar Minuten vorher angekündigt hat, war in diesem Bereich des Bahnhofs auch für Menschen mit gutem Gehör nicht zu verstehen. Gott sei Dank habe ich meine Freundin gefunden. Sie konnte mich nicht anrufen, weil der Akku ihres Handys leer war.
Der Nachmittag war schön. Serpil Turhan zeigte ihren Abschlussfilm "Meine Zunge dreht sich nicht" im fast vollen FSK-Kino.

Ihr Film ist poetisch und unglaublich mutig, denn die Menschen, die man sieht, sind alle Mitglieder ihrer kurdischen Familie.
Obwohl ihr mein Drehbuch "MONA-LISA WEINT" nicht gefallen hat, hat mir ihr Film gefallen. Sogar sehr.
21.04.13  


Die Osterglocken blühen. Die Forsythien haben gerade angefangen.



Der Basilikumsamen, den ich vor zehn Tagen gesät habe, ist aufgegangen.

Die Kraft des Frühlings. Kastanie.

22.04.13  


Gestern Abend. Ich mache dieses Foto, gucke noch "Tagesschau". Danach bin ich krank und kann fast die ganze Nacht nicht schlafen. Eigentlich wollte ich heute den Teich leer machen.

Diese uralte Gartenbank habe ich mit meiner Bohrmaschine abgeschliffen. Deshalb sieht sie etwas unvollkommen aus. So wie meine Drehbücher und Filme.

Und diese hier berkam die gleiche Behandlung.

Danach bin ich 12 Kilometer Fahrrad gefahren. Vorbei an diesem Misthaufen. Endlich wieder mit meiner Freundin.

Im Tulpenbeet wächst seit Jahren auch diese Pflanze. Ich weiß nicht mehr, wie sie heißt.

23.04.13  


Die erste Tulpe, die bei mir im Garten blüht und…

…überall blühen jetzt Gänseblümchen.

Ich habe damit angefangen, meinen Gartenteich leerzupumpen.

Nach sechs Stunden sieht der Teich so aus. Das ist etwa ein Viertel des Wassers, denn im hinteren Teil ist er über zwei Meter tief.
24.04.13  
Heute morgen um 9 Uhr ist der Teich leer. Jetzt beginnt die Hauptarbeit. Alles Laub muss raus.

Ohne die tatkräftige Hilfe meiner Freundin hätte ich es diesmal nicht geschafft.

Im letzten Jahr habe ich das im Teich wachsende Schilf nicht rausgeholt. Das war ein Fehler, denn es ist in zwei Jahren zu einem absolut undurchdringlichen Gebilde zusammengewachsen, dass ich es mit einem Seil und meinem Rasentraktor mit Müh und Not in mehreren Teilen an Land ziehen musste. Allein dafür habe ich mindestens drei Stunden gebraucht. Jetzt stehen die Riesenschilfteile auf dem Rasen und ich denke, dass es am einfachsten ist, sie mit einer Kettensäge in transportierbare Einheiten zu zerlegen.

Um fünf Uhr ist der Teich leer. Ich habe mindestens 30 Molche und ca. 10 Frösche gerettet. Und ich bin fix und fertig. Ich habe jedes Gefühl in meinen Beinen verloren.
25.04.13  
Zwei Monde. Wie bei Haruki Murakami.

Picknick am Körbaer See. 18 Kilometer mit den Fahrrädern.

Heute Abend ist mein Gartenteich fertig. Siebzigtausend Liter frisches Brunnenwasser sind jetzt da drin. Die Schilfstücke habe ich nicht mit der Kettensäge, sondern mit der Spitzhacke zerteilt und mit einer Sackkarre dann auf den Kompost transportiert. Da kann das Schilf in Ruhe verfaulen. In den Teich setze ich nie wieder eine Pflanze.
Mir ist klar, die Arbeit in meinem Garten hält mich jung, aber trotzdem werde ich nächstes Jahr fünfundsiebzig.
26.04.13  


Heute soll es heiß werden. Morgensonne um 8 Uhr.

Auch heute wieder Picknick am Körbaer See. Meine Freundin ist mutig und geht schwimmen. Eine ganze Viertelstunde! Mir ist das Wasser noch zu kalt.



Der Magnolienbaum im Innenhof ist jetzt voll aufgeblüht und gleichzeitig…

…die Sternmagnolie im Garten. Punkt 18 Uhr beginnt es zu regnen. Zum ersten Mal seit über zwei Wochen.

27.04.13   Die Temperatur von gestern auf heute ist um fast 20 Grad gefallen und es regnet den ganzen Tag. Für die Natur ist das ein Segen. Für den Wasserwechsel im Gartenteich hätte ich mir keinen besseren Termin aussuchen können. Für meine Gemüt allerdings ist es ein Schock. Ich bin heute ganz und gar melancholisch. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich gestern Nacht im ZDF die Übertragung des deutschen Filmpreises gesehen habe. Klar frage ich mich, ob auch ich einmal von Iris Berben den Ehrenpreis bekommen würde. Von ihr würde ich ihn gerne entgegen nehmen. Ich war berührt von ihrer Rede.



Noch ein oder zwei Tage und ein bisschen Sonne, dann öffnen meine Tulpen ihre Blüten.

Einer meiner Kirschbäume hat trotz Regen schon angefangen, einzelne Blüten zu öffnen. Der Frühling in diesem Jahr ist für mich wie das Leben. Es geht alles rasend schnell.
28.04.13  
Das Radfahren zum Körbaer See wird so langsam zur täglichen Gewohnheit.

Meine Freundin probiert die Möglichkeiten ihrer neuen Kamera aus. Bedienungsanleitungen liest sie grundsätzlich nicht.

Die Anzeige meines Fahrradcomputers heute.
29.04.13  


Die 4 Ahornbäumchen, die ich am 19. Oktober im letzten Jahr (LINK) ausgegrabn und bei mir eingepflanzt habe, sind alle angewachsen.
30.04.13  
Unsere vierte Radreise zum Körbaer See.



Und die Tulpenblüten bei mir im Garten sind endlich aufgegangen.

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